Eine erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen Ausbildern und ihren Nachwuchskräften beginnt nicht erst im Ausbildungsalltag – sie beginnt schon im Kennenlerngespräch. Dabei spielt das Verständnis der jeweiligen Werte und Erwartungen eine zentrale Rolle.
Ausbilder und Azubis bringen eigene Vorstellungen und Prinzipien mit, die, wenn sie aufeinander abgestimmt sind, den Weg für eine produktive und wertschätzende Zusammenarbeit ebnen.
In meinen Seminaren verwende ich ein Arbeitsblatt, das genau diese Themen adressiert. Es soll Ausbildern helfen, sich ihrer eigenen Werte und Erwartungen bewusst zu werden und diese im Dialog mit den Azubis auf Augenhöhe zu besprechen. Denn nur wenn beide Seiten wissen, was ihnen wichtig ist, kann eine fruchtbare Zusammenarbeit entstehen.
Warum sind Werte und Erwartungen so wichtig?
Werte sind die Grundprinzipien, die unser Verhalten und unsere Entscheidungen leiten. Sie bestimmen, was wir als richtig oder falsch, wichtig oder unwichtig erachten. In der Arbeitswelt beeinflussen sie, wie wir mit Herausforderungen umgehen, wie wir kommunizieren und wie wir in Teams zusammenarbeiten.
Erwartungen hingegen definieren, was wir von anderen – und uns selbst – in bestimmten Situationen erwarten. Wir haben immer, ständig und vielen Menschen gegenüber Erwartungen.
Erwartungen spielen eine zentrale Rolle in der Ausbildung. Sie setzen den Rahmen für die Zusammenarbeit und beeinflussen, wie beide Seiten ihre Rollen verstehen und ausfüllen.
Typische Erwartungen von Auszubildenden
Azubis erwarten von ihren Ausbildern oft klare Anweisungen, regelmäßiges Feedback und Unterstützung bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung. Sie wünschen sich eine Führungsperson, die sie ernst nimmt, ihnen zuhört und ihnen den Raum gibt, ihre Fähigkeiten zu entfalten.
Typische Erwartungen von Ausbilder*innen
Auf der anderen Seite erwarten Ausbilder von ihren Azubis Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und eine positive Lernbereitschaft. Letztere kann man gut demonstrieren, in dem Fragen stellt, wenn etwas nicht verstanden. Ausbilder hoffen auf Engagement, Eigeninitiative und die soziale Kompetenz sich in das Team zu integrieren.
Wann sollte ich darüber mit meinem Azubi sprechen?
Für Ausbilder ist es entscheidend, sich über die eigenen Werte und Erwartungen im Klaren zu sein und diese auch gegenüber den Azubis klar zu kommunizieren. Nur so können Missverständnisse vermieden und eine gemeinsame Basis für die Zusammenarbeit geschaffen werden.
Das Kennenlerngespräch bietet die perfekte Gelegenheit, diese Werte und Erwartungen anzusprechen. Ein offener Dialog auf Augenhöhe ist hier das A und O. Es geht darum, Transparenz zu schaffen und gemeinsam herauszufinden, wie wir als Team am besten zusammenarbeiten können.
Falls du es dort noch nicht besprochen haben solltest, kannst du auch jedes andere Feedbackgespräch nutzen, um dich zu diesem Thema mit deiner Auszubildenden auszutauschen.
Hier kommen drei Reflexionsfragen für die Vorbereitung deines Kennenlerngespräches
1. Was sind deine 5 wichtigsten Werte?
2. Was bringt dich auf die Palme?
3. Was erwartest du von deiner Nachwuchskraft?
Praxistipp Gummi-Paragraphen
Achte beim Gespräch unbedingt darauf, dass du vage Worte (ich bezeichne sie immer als Gummi-Paragraphen) genauer beschreibst und mit Beispielen hinterlegst.
Wenn ein Wert von dir Respekt sein sollte. Definiere für deine Nachwuchskraft, was du unter respektvollem Verhalten verstehst. Soll sie dir morgens die Hand geben? Soll sie dir Kaffee an den Schreibtisch bringen? Dich und andere ausreden lassen? Bitte und danke sagen? Oder was bedeutet Respekt für dich?