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Auch 2024 ist es wieder soweit: Das Jugendwort des Jahres wird gekürt, und die Finalisten stehen fest. Aus den ursprünglich zehn Begriffen haben es drei in die Endauswahl geschafft: „Aura“, „Schere“ und „Talahon“. Diese Wörter geben spannende Einblicke in die aktuelle Jugendsprache und die kulturellen Trends unter jungen Menschen. Dabei ist der Tik-Tok-Trend „Talahon“ höchst umstritten. Mehr dazu unten.

Das sind die Finalisten des Wettbewerbs 2024

✨Aura

Der Begriff „Aura“ beschreibt die persönliche Ausstrahlung oder den Status einer Person. Im jugendlichen Kontext wird das Wort oft scherzhaft verwendet: Je mehr „Aura“ jemand hat, desto cooler ist die Person. Aber auch der Verlust von Aura wird thematisiert – beispielsweise, wenn jemand etwas Peinliches erlebt. „Aura“ steht also für den sozialen Glanz, den man sich erarbeitet oder verlieren
kann.

✂️Schere

„Schere“ oder „die Schere heben“ stammt ursprünglich aus der Online-Gaming- und Streaming-Szene. Wer diesen Begriff verwendet, gesteht einen Fehler oder eine Niederlage ein. Auch in sozialen Netzwerken wie Twitch oder TikTok hat der Begriff Fuß gefasst. Ein bekanntes Beispiel: Wenn jemand bei einem Spiel versagt, hebt er scherzhaft die „Schere“, um das Missgeschick anzuerkennen.

👇Talahon

Der Begriff „Talahon“ ist wohl der kontroverseste in der diesjährigen Auswahl. Er kommt aus dem Arabischen und bedeutet „Komm her“. Aber so einfach ist es dann doch nicht… „Talahon“ wird auf verschiedene Weise verwendet.

Wann wird das Jugendwort 2024 gekürt?

Die Abstimmung über das Jugendwort des Jahres läuft noch bis zum 19. Oktober 2024, wo es auf der Frankfurter Buchmesse offiziell verkündet wird. Abgestimmt werden kann ausschließlich von Jugendlichen im Alter von 11 bis 20 Jahren, was sicherstellt, dass das Wort auch wirklich aus der aktiven Jugendsprache stammt.

Diskussion um „Talahon“

Ein gleichnamiger Song löste Tik Tok Trend aus

Das Wort hat eine spannende und kontroverse Entwicklung hinter sich. Ursprünglich vom Sänger Hassan in seinem gleichnamigen Song geprägt, bedeutet es dort „Komm her, wenn du dich traust“. Veröffentlicht im Jahr 2022, zog der Song schnell Aufmerksamkeit auf sich – vor allem durch die gewaltverherrlichenden Inhalte und den provokativen Aufruf zum Schattenboxen.

Besonders migrantisch gelesene Jugendliche begannen, den Begriff und die dazugehörigen Gesten auf Plattformen wie TikTok unter dem Hashtag #talahon zu verbreiten. Das führte zu einem viralen Trend, bei dem sich Jugendliche in auffälliger Kleidung selbst inszenieren.

Kritik

Die Kritik am Begriff „Talahon“ konzentriert sich jedoch nicht nur auf die Gewaltverherrlichung. Viele Medien reduzieren den Trend auf seinen vermeintlich sexistischen und frauenfeindlichen Charakter, da die Texte und Darstellungen oft ein patriarchales Weltbild transportieren, das stark an mittelalterliche Vorstellungen erinnert. Frauen werden in diesen Kontexten abgewertet, und es herrscht eine klare Hierarchie, die Männer als dominante, gewalttätige Figuren zeigt.

Selbstinszenierung der Talahons

Während „Talahon“ zurecht wegen seiner problematischen Inhalte kritisiert wird, sollte man das Phänomen auch im größeren gesellschaftlichen Zusammenhang betrachten. Es ist Ausdruck eines tieferen Problems – der Selbstinszenierung eines bestimmten Milieus. Die sogenannten „Talahons“ inszenieren sich nicht nur als Außenseiter, sondern auch als Anführer einer Jugendbewegung, die mit der etablierten Gesellschaft in Konflikt steht.

Ursprung

Interessant ist dabei der Ursprung des Begriffs: „Talahon“ war ursprünglich eine rassistische Fremdbezeichnung, die genutzt wurde, um sich über migrantische Jugendliche lustig zu machen – insbesondere wegen ihres Kleidungsstils und der Vorliebe für gefälschte Luxusmarken. Diese Beleidigung wurde jedoch von den Betroffenen übernommen und zur Selbststilisierung genutzt, was das Wort zu einem Symbol einer rebellischen Gegenkultur gemacht hat.

Politische Instrumentalisierung

Besonders problematisch ist die politische Dimension von „Talahon“. Rechte Gruppen haben den Begriff für ihre eigenen Zwecke instrumentalisiert. Die AfD und andere rechtspopulistische Parteien nutzen den Ausdruck, um gezielt fremdenfeindliche Ressentiments zu schüren und Migranten als Bedrohung darzustellen. Sie rufen sogar öffentlich dazu auf, für „Talahon“ als Jugendwort des Jahres abzustimmen, um die Sichtbarkeit ihrer Agenda zu erhöhen.

Fazit

Angesichts dieser komplexen Gemengelage stellt sich die Frage:

Sollte „Talahon“ von der Shortlist gestrichen werden?

Wie denkst du darüber?

Lass es mich in den Kommentaren wissen!

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